Auf Einladung von Monika Seckler-Fleischer, Geschäftsführerin von Palm Immobilien, besuchten die Immofrauen Stuttgart die modernisierte Dr. Palm’sche Apotheke in Schorndorf. Dort konnten sie in ein besonderes Projekt eintauchen: Der Umbau der 400 Jahre alten Apotheke erfolgte in Zusammenarbeit mit der Eigentümerin der Palm-Stiftung und weiteren Partnern, die ihr spezielles Fachwissen einbrachten.
Herausforderungen für Apotheken heute
Treffpunkt für die Gesprächsrunde unter Immobilienexpertinnen war der historische Marktplatz mit der markanten Dr. Palm’schen Apotheke. Apothekeninhaber Thorsten Leiter berichtete von strengen Auflagen und Gesetzen, die es Pharmazeuten schwer machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Zudem treffe der Fachkräftemangel die Branche. Und der Start ist teuer. „Wer heute eine Apotheke übernehmen oder eröffnen will, steht vor hohen Investitionen“, weiß Daniel Mudroh, Geschäftsführer der Palm Immobilien Gesellschaft, aus Erfahrung.
Wie Palm Apotheken unterstützt
Die Quartiersentwicklerin Palm hat sich auf Ärzte- und Apothekenimmobilien spezialisiert. Sie sucht zum Umfeld passende Mieterinnen und Mieter und unterstützt Apotheker auf dem Weg in die Selbständigkeit. Oder wie in diesem Fall zu mehr Wachstum.
Monika Seckler-Fleischer, die sich seit Jahren ehrenamtlich bei den Immobilienfrauen engagiert, gab Einblicke in die immobilienwirtschaftlichen Aspekte der Firmengruppe. Grundlage ist die Palm-Stiftung, die einen Großteil der Immobilien hält. Palm Immobilien wiederum bewirtschaftet diese. Am Beispiel des Apothekenumbaus wird die Rolle von Palm deutlich: Sie fungiert als steuerndes Element, berät Mieterinnen und Mieter zu baulichen Aspekten, liefert innenarchitektonische Entwürfe und kann aus ihrem Handwerker-Netzwerk zuverlässige Betriebe vermitteln. Die beiden Geschäftsführer von Palm kennen auch den rechtlichen Rahmen, in dem sich Apotheken und Arztpraxen bewegen, und können diese im Mietverhältnis berücksichtigen. Außerdem sucht sie zum Umfeld passende Mieterinnen und Mieter und hält die Gebäude technisch und optisch instand.
Umbau im laufenden Betrieb
Zu besichtigen gab es für die 17 Teilnehmerinnen die modernisierte Dr. Palm'sche Apotheke. Der markante Fachwerkbau ist in der Region Stuttgart bestens bekannt. Seit 1644 (!) ist im stadtbildprägenden Gebäude eine Apotheke untergebracht. Diese wurde 2024 modernisiert. Ein größerer Eingriff in der Dr.-Palm'schen Apotheke war der Lagerautomat, der nun im Keller untergebracht ist. „Das war nach der Installation einer neuen Klimatechnik die größte bauliche Herausforderung“, sagt Architekt Alexander Wahl, der das Projekt begleitet hat. Zwar wurde durch den neuen Standort des Automaten im Erdgeschoss mehr Platz für das Backoffice der Apotheke geschaffen, doch die nun benötigte Fördertechnik erforderte drei 70 Zentimeter große Bohrlöcher in der Stahlbetondecke, die brandschutztechnische Fragen nach sich ziehen. „Wir haben das durch zusätzliche Brandschutztüren im Kellergeschoss gelöst“, verdeutlicht Geschäftsführer Daniel Mudroh.
Gute Planung spart Zeit und Geld
Auch gelang es, die Apotheke während der dreimonatigen Modernisierungsphase durchgehend geöffnet zu halten. „Lediglich an drei Wochenenden mussten wir Schließtage einplanen“, berichtet Wahl. Die Handwerker – vom Elektriker über den Sanitärbetrieb und den Trockenbauer bis hin zum Klimatechniker – stammen alle aus dem Palm-Netzwerk und arbeiten teils seit Jahrzehnten für das Immobilienunternehmen. „Nur so konnten wir den engen Zeitplan einhalten“, sagt Mudroh. In wöchentlichen Baubesprechungen mit täglichen Korrekturen sorgte Architekt Wahl dafür, dass die Bauarbeiten wie Zahnräder ineinandergreifen. „Dass der Umbau im laufenden Betrieb gelang, ist dem Engagement aller Beteiligten zu verdanken“, lobt Mudroh und bezieht dabei ausdrücklich das engagierte Personal der Apotheke mit ein.
Architektur schafft neue Offenheit
Die alte Ladeneinrichtung der Dr. Palm’sche Apotheke hatte einen introvertierten Charakter. Die HV-Tische waren U-förmig angeordnet. Man musste in die Apotheke eintauchen. Das neue Konzept von Alexander und Anna Wahl drehte das U um. Die nun eingebaute, abgerundete Verkaufstheke unterstreicht die neue Offenheit. Denn die zuvor zugeklebten Rundbogenfenster wurden freigelegt und eine dritte Eingangstür geschaffen. Wer heute auf dem Schorndorfer Marktplatz steht, kann in die Apotheke hineinblicken. Der Außenraum geht in den Innenraum über und verbindet sich in der Wahrnehmung. Der neue Zementoptik-Boden nimmt den Grauton der Granitpflastersteine auf – mit der Idee, dass sich Kundinnen und Kunden als Teil des Marktplatzes fühlen.
Gesundheitsimmobilien im Fokus
Auch den Immofrauen fiel die hohe Komplexität einer Apothekenmodernisierung auf. Sie betonten, dass die Kompetenz von Palm außergewöhnlich sei. Vor allem der hohe Spezialisierungsgrad, der sich in den Anforderungen der Mieterschaft aus Ärztinnen und Apotheken spiegelt, beeindruckte die Besucherinnen. So wurde deutlich, dass ein wesentliches Ausstattungsmerkmal der Palm-Immobilien Aufzüge sind. Diese müssen zuverlässig funktionieren, da Ärzte- und Apothekenhäuser viel stärker frequentiert sind als etwa Bürogebäude.
Quartiersentwicklung mit gesellschaftlichem Anspruch
Die Heilberufe erwirtschaften zwei Drittel der Mieteinnahmen und leben in einer fruchtbaren Symbiose. Aktuell bewirtschaftet Palm 14.000 m² Fläche an elf Standorten. Die ideale Standortgröße beträgt etwa 2.500 m². „Zu einem lebendigen Quartier gehören neben den über den Apotheken angesiedelten Praxen auch Geschäfte für den täglichen Bedarf“, erläutert Seckler-Fleischer. Dieses Konzept schafft Kunden- und Patientenströme, die die Basis für einen wirtschaftlichen Betrieb der Mieterinnen und Mieter bilden. Darüber hinaus kennt Palm das quartalsmäßige Abrechnungssystem der Ärzteschaft und berücksichtigt es in ihren Mietverträgen und Umbauten. „Wir verstehen uns als Möglichmacher“, sagt Seckler-Fleischer.
Infokasten:
Mit einer Fläche von 110 m² ist die Dr. Palm’sche Apotheke Thorsten Leiters Haupthaus. Daneben betreibt er zwei weitere Filialen am Ort und beschäftigt 40 Mitarbeitende, darunter neun Pharmazeuten und 18 pharmazeutische Assistentinnen und Assistenten (PTA). Pro Woche suchen im Schnitt 800 Kundinnen und Kunden die drei Standorte auf, um Medikamente und andere Drogerieartikel zu kaufen. Damit eine Apotheke rentabel läuft, muss sie einen Jahresumsatz von 2,5 Millionen Euro erzielen. Davon sind im Schnitt 80 Prozent verschreibungspflichtige Medikamente. Um dieses Volumen bedienen zu können, hält der Apotheker rund 75.000 Packungen vorrätig, was einem Wert von circa 600.000 Euro entspricht. In jedem Standort lagern die Medikamente in sogenannten Vollautomaten. Diese Lager sind softwaregesteuert und nach dem chaotischen Prinzip organisiert.